Kritik Kleine Zeitung vom 13.06: Ein intensives musikalisches Kammerspiel

Graz. Die Oper ist ein höchst aufwendiges Genre. Umso beeindruckender ist es, wenn die Kunstuniversität Graz wieder mit vergleichsweise sparsamen Mitteln eine ungemein Packende Produktion auf die Bühne bringt. Diesmal ist es Benjamin Brittens "The turn of the Screw" nach der gleichnamigen Novelle von Henry James. "Die 16 Szenen von Brittens 1954 uraufgeführter Kammeroper machen die Zweideutigkeit zum System", heißt es treffend im Programmheft. Zwischen Geistergeschichte und psychologischer Studie, zwischen Traumwelt und Realität bleibt die Geschichte in der Inszenierung von Roman Hovenbitzer packend, offen und rätselhaft. 

Das Orchester der Kunstuni musiziert unter der Leitung von Bernhard Steiner nuancenreich, transparent und präzise. Lyrische Passagen und Hochdramatisches begleiten eindringlich Stimmungen und Emotionen. Gesanglich überzeugten Lalit Worathepnitinan als Gouvernente, Angelika Kozak als Mrs. Grose, Lee Peixen als Miss Jessel und Roman Pichler, der im verstorbenen Diener Quint einen düsteren Charakter zeichnete. Maria Prvulj (Miles) und Seong Miji (Flora) haben die für die Kinderrollen passenden jungen Stimmen. Silvija Ostir zaubert mit einem schlichten Podest eine fantastische, flexible Bühne; wenige Requisiten, Lichteffekte und Rauch genügen für "großes Theater". EVA SCHULZ


Kommentar schreiben

Kommentare: 0